Aufgaben- und Einsatzgebiet
Da aus wirtschaftlicher Sicht eine ständig einsatzbereite Feuerwehr ein enormer Kostenfaktor ist, versuchte man die Prosperwehr ,,mit geringen Mittel zur größtmöglicher Leistungsfähigkeit auszubauen, und andererseits die […] angestellten Leute in weitestgehend [sic] Weise nutzbringend zu beschäftigen“1 Daher begann man bereits zu Beginn der 1920er Jahre das Aufgaben- und Einsatzgebiet so aufzustellen, dass alle Angestellten nutzbringend eingesetzt wurden, umso die anfallenden Kosten auszugleichen. Neben einem breiten Aufgabenspektrum im Brandschutzwesen über Tage und im Grubenrettungswesen unter Tage, richtete man auf der Hauptwache Werkstätten ein, damit die Mannschaft auch während der einsatzfreien Zeit effektiv beschäftigt werden konnte.
Brandschutz
In erster Linie ist die Berufsfeuerwehr Prosper für den Brandschutz auf den eigene Schachtanlagen, Nebenbetrieben und Zechensiedlungen zuständig. Hinzu kam der Einbezug in den städtischen Brandschutz und die Unterstützung anderer Feuerwehren im Ruhrgebiet. Hauptmotiv hierfür war die Minimierung und Umlegung der eigenen Kosten, die eine dauerhaft besetzte Werkfeuerwehr mit sich brach.
Unter dem Gesichtspunkt der Kosten-Nutzen-Relation besitzt eine Werkfeuerwehr einen entscheidenden Vorteil gegenüber einer öffentlichen Feuerwehr, wodurch sich der große finanzielle Aufwand lohnt.
„Mit einer in der Entstehungsphase einer Störung eingreifenden, mit den betrieblichen Gegebenheiten bestens vertrauten und vorbereiteten Mannschaft lässt sich ein möglicher Notfall für Mitarbeiter, den Betrieb oder die öffentliche Sicherheit und Ordnung wesentlich eher wirkungsvoll bekämpfen, als mit [einer] öffentlichen Feuerwehr, die langsamer und mit den technischen Einrichtungen nicht so vertraut und nicht so speziell ausgerüstet ist.“2 Unter Anbetracht dieses entscheidenden Vorteiles einer Werkfeuerwehr, lässt sich das Schadenpotenzial eines Brands durch das frühe Eingreifen und die gezielt Bekämpfung fast um die Hälfte minimieren.
Überörtliche Hilfe
Die Berufsgrubenwehr Prosper erwies sich durch ihr Spezialwissen über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus als sehr hilfreich. Einer der spektakulärsten überörtlichen Einsätze, war der Großbrand im Magazinkeller der Papierfabrik Jagenberg in Düsseldorf, bei der drei Beamte der ansässigen Berufsfeuerwehr zu Tode kamen. Die außerordentlichen Schwierigkeiten, die sich bei diesem Einsatz stellten, waren die große Hitzeentwicklung, der undurchdringliche Brandrauch, und die Einsturzgefahr der stahlarmierten mit schweren Papiermaschinen belasteten Betondecken
„Die übermäßige Gewöhnung [der] Wehrmänner an Einsätze unter erschwerten Bedingungen – feucht-warme Wetter, Brandrauch, Langstreckengeräte, Flammschutzbekleidung usw. – bewährte sich bei diesem Großbrand besonders.“3
Neben dem Hilfeaspekt waren die überörtlichen Einsätze auch von wirtschaftlicher Bedeutung, der komplette Einsatz wurde den Auftraggebern in Rechnung gestellt, und fungierte als eine weitere Einnahmenquelle zur Kostendeckung für die Bergbaugesellschaft.
Einbezug in den städtischen Brandschutz
In den 20er Jahren wurde ein Vertrag zwischen der Bergbaugesellschaft und der Stadt Bottrop geschlossen, welcher die Einbindung der Berufsfeuerwehr Prosper in den städtischen Brandschutz regelte. Nach der Alarm- und Ausrückeordnung der Stadt Bottrop folgte nach der Berufsfeuerwehr Bottrop die Prosperwehr als zweite Einheit. Hierbei muss man beachten, dass die Berufsfeuerwehr Bottrop nur aus acht hauptamtlichen Kräften bestand und die Prosperwehr bereits im 3-Schichtbetrieb mit zwölf Personen pro Schicht arbeitete. Bei kleineren Einsätzen arbeiteten die Berufsfeuerwehr Bottrop autark, bei größeren Schadenslagen und Brände war aber die Hilfe der Berufsfeuerwehr Prosper notwendig.
Von dieser Zusammenarbeit profitierten nicht nur die Bewohner der Stadt Bottrop, sondern auch die Berufsgrubenwehr und die Bergbaugesellschaft, da ein Teil der Unterhaltungskosten der Berufsfeuerwehr Prosper die Stadt mittrug.
Grubenrettungswesen
Die Berufsgrubenwehr Prosper unterstand der Aufsicht der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Essen. Im Falle eines Grubenunglücks wurde der Einsatz der Prosperwehr durch die Hauptrettungsstelle koordiniert. Wie auch beim Brandschutz über Tage, wurde die Prosperwehr bei Großschadenslagen innerhalb und außerhalb des gesamten Ruhrgebiets eingesetzt und angefordert.
„Der für die Berufsgrubenwehr Prosper verantwortliche Vertreter der Rheinstahl Bergbau AG, [wies daher] darauf hin, dass seiner Gesellschaft […] durch die Unterhaltung Kosten entstünden. Er machte deshalb den Vorschlag, dass die Zechen, […] die bei einem Unglück die Berufswehr Prosper in Anspruch nehmen sollten […], sich in gewissem Umfang an den Unterhaltungskosten beteiligen sollten.“ 4
Ergänzend zum Brandschutz über Tage wollte man auch hier die entstehenden Kosten für das Rettungswesen minimieren und auf die Bergwerksgesellschaften, welche die Dienste der Berufsgrubenwehr in Anspruch nahmen umlegen.
Die Prosperwehr war also nicht nur für die eigenen Schachanlagen im Falle eines Unglücks von Nutzen, sondern auch benachbarten Zechen und Betrieben, welche lediglich vereinzelt freiwillige Grubenwehren besaßen.
Sanitätswesen
Mit der Ausweitung des Aufgabegebiets der Prosperwehr, wurde auch „das auf den Werken häufig stiefmütterlich behandelte Sanitätswesen auf den Prosper-Schächten der Feuerwehr übertragen“5 Eingeführt wurde dies erstmalig 1925, da man das zeitaufwendige Herbeiholen von Pferden und den damit verbundenen Zeitaufwand einsparen wollte. Zur Beförderung bekam die Berufsfeuerwehr Prosper mehrere Krankenwagen gestellt und die Feuerwehrmänner wurden im Heildienstwesen fortgebildet, so dass eine flächendeckende medizinische Versorgung gewährleistet werden konnte. Zudem wurde die Belegschaft der Prosperanlage auf der Feuerwehrwache fortgebildet, wodurch man sich eine bessere Erstversorgung von möglichen Verletzen versprach.
Betriebseigene Werkstätten
Zur nutzbringenden Beschäftigung der Belegschaft außerhalb der Einsatzseiten wurden Werkstätten errichtet, in denen anfallende Arbeiten selbständig erledigt wurden.
In der hauseigenen Schreinerei und Stellmacherei wurde in Zusammenarbeit mit der eigenen Lackiererei die Aufbauten der Feuerwehr- und Kraftfahrzeuge komplett in Eigenregie gefertigt. Des Weiteren wurde auch die Wartung und Instandsetzung aller Fahrzeuge der Bergbaugesellschaft auf der Hauptwache vollzogen. Das hatte den Vorteil, dass „bei plötzlichem Versagen einer Maschine […] sofort Abhilfe geschafft werden [kann], so daß [sic] man nicht erst für eine manchmal geringfügige Arbeit den Mechaniker einer fremden Firma herbeizuholen oder gar die Maschine fortzuschicken braucht.“6 Neben der eigenen Autowerkstatt besaß die Prosperwehr auch einen eigenen Uniformschneider sowie Schuhmacher, welche die Dienstbekleidung der Feuerwehrleute nach Maß anfertigten und instand setzten.
Der Prosperwehr war es so möglich alle anfallenden Arbeiten eigenständig zu erledigen, zu einem waren dadurch alle Mitglieder wirtschaftlicher beschäftigt, auf der anderen Seite sorgten die eigenen Werkstäten für einen enormen Kostenvorteil, da keine Fremdfirmen für notwendige Arbeiten bezahlt werden mußten.
1 Peschke, Georg: Rettungsstelle und Feuerwache der Rheinischen Stahlwerke. Abteilung Arenberg, In: Glückauf 62/1926, (im folgenden zitiert als:Peschke 1926), S. 496.
2 Lemke : Risikopotenzial und Werkfeuerwehr, In: Handbuch Brandschutz, 11/1994, S. 3.
3 Bach: Einsatzbericht zum Brand der Papierfabrik Jagenberg in Düsseldorf, Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum BBA 17/65
4 Farrenkopf, Michael: „Zugepackt – heißt hier das Bergmannswort“– Die Geschichte der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen im Ruhrbergbau, Bochum 2010, (im folgenden zitiert als: Farrenkopf 2010), S. 22.
5 Peschke 1926, S.498.
6 Peschke 1926, S.498.